Spanisch-deutsche Partnerschaft feiert Jubiläum
Start in eine neue Ära
Nach der Gründung 1950 kam zunächst Fiat auf die Spanier zu – die beiden Marken schlossen sich für eine Kooperation zusammen. So fertigte SEAT ab 1953 in Lizenz Modelle des italienischen Herstellers für den spanischen Markt. Mit der Zeit emanzipierte sich das Unternehmen zunehmend, entwickelte auf Basis der Fiat-Modelle eigene Konzepte und expandierte damit in Länder abseits Spaniens. In den 80ern entwickelten sich die Ziele der beiden Unternehmen in unterschiedliche Richtungen, sodass die Kooperation nach fast 30 Jahren ein Ende fand.
SEAT stand ab diesem Zeitpunkt ohne Kooperationspartner, eigene Modelle und außerhalb Spaniens ohne Vertriebsstrukturen da. Eine Situation, die für viele Automobilunternehmen das Aus bedeutet hätte, nutzte SEAT, um mit viel Kreativität und Ideenreichtum eine neue Identität aufzubauen. Die Entwicklung neuer Modelle brauchte Zeit, weshalb SEAT zunächst auf bestehende Modelle zurückgriff und diese weiterentwickelte. Auf Basis des SEAT Ritmo erschien 1982 der SEAT Ronda. Den SEAT 127 entwickelten die Spanier parallel zum SEAT Fura weiter und drei Jahre später folgte der SEAT Marbella – eine Überarbeitung des SEAT Panda.
Mit dem SEAT Ronda nahm das Unternehmen Anfang der 80er den europäischen Markt ins Visier
Erster Schritt zur erfolgreichen Zusammenarbeit
Als Volkswagen und die SEAT S.A. 1982 die Gespräche aufnahmen, stand der spanische Hersteller also keineswegs mit dem Rücken zur Wand. Er signalisierte mit den neuen Modellen, dass es mit der Marke SEAT vielversprechend weitergehen würde. Davon schien auch Volkswagen überzeugt, weshalb sie sich mit großem Interesse einer Kooperation annäherten. Den ersten Schritt besiegelten die beiden Hersteller mit einem Produktions- und Wirtschaftsabkommen am 30. September 1982.
Das Abkommen sah unter anderem vor, dass der Volkswagen Konzern zum Vertrieb der eigenen Modelle auf das dichte SEAT Händlernetz in Spanien zurückgreifen konnte. Spanien galt zur damaligen Zeit als Wachstumsmarkt und somit als besonders interessant für das Volumengeschäft. Über den Vertrieb in Spanien hinaus begann SEAT Fahrzeuge für Volkswagen zu produzieren und erhielt Unterstützung bei der Erschließung des europäischen Marktes. Für beide Seiten bedeutete die Kooperation, auf Märkten präsent zu werden, auf denen sie bisher keine großen Marktanteile besaßen oder gar nicht vertreten waren.
Ein neues Erfolgsmodell ebnet den Weg
Im selben Jahr präsentierte SEAT auf der IAA in Frankfurt einem internationalen Publikum den SEAT Ronda. Damit zeigte SEAT, dass mit der spanischen Marke künftig ein neuer Player auf dem europäischen Markt mitmischen würde. Im Hintergrund arbeitet SEAT zudem bereits am ersten eigenständig entwickelten Modell: dem SEAT Ibiza. Porsche entwickelte den Benzinmotor für die erste Generation, Karmann unterstützte bei der Fahrgastzelle und Italdesign, die Designschmiede von Giorgetto Giugiaro, lieferte die zeitgemäß schlichte Optik. Das Ergebnis: ein moderner Kleinwagen mit Frontantrieb, der trotz geringer Abmessungen mit einem großen Raumangebot punkten konnte.
Die Spanier erhielten für den SEAT Ibiza viele positive Rückmeldungen. Das Modell entwickelte sich vom Marktstart an zu einem Erfolg und verkaufte sich in der ersten Generation europaweit bis 1993 mehr als eine Million Mal. Auch der Volkswagen Konzern nahm die positive Entwicklung bei SEAT zur Kenntnis und intensivierte seine Bemühungen, bei den Spaniern einzusteigen. Am 18. Juni 1986 gingen 51 Prozent des vormals staatlichen Unternehmens auf Volkswagen über, seit 1990 ist SEAT eine vollständige Tochter der Wolfsburger.
Mit einem Kleinstwagen back to the roots
Mit der vollständigen Übernahme startete in den 1990er-Jahren eine Produktoffensive, die das Fahrzeugportfolio der Spanier nachhaltig prägen sollte. Der SEAT Ibiza erhielt auf einer frischen Basis eine zweite Generation. Mit dem SEAT Cordoba und dem SEAT Toledo mischten zudem zwei neue Modelle mit solider Volkswagen Technik auf dem Markt mit.
Als großer Wurf galt der SEAT Arosa – ein extrem sparsamer und praktischer Kleinstwagen, der gerade im urbanen Raum seine Vorzüge hatte. Er brachte die Marke zu ihren Wurzeln zurück. Bereits in den 1950er-Jahren hatten die Spanier mit dem SEAT 600 ihre ersten Erfolge gefeiert – der Kleinstwagen hatte einst die Marke groß und das Land mobil gemacht. Für Volkswagen war der SEAT Arosa konzernweit das erste Modell dieser Fahrzeugklasse.
SEAT entdeckt den Sportler in sich
Ebenfalls zum Publikumsliebling blühte ab 1999 der SEAT Leon auf. Das Modell avancierte zum VW Golf Spaniens – was nicht zuletzt an dessen Basis aus Wolfsburg lag. Mittlerweile gibt es den SEAT Leon in seiner vierten Generation. Und Erfolg hatte er auch abseits der Straße: 2008 gewann Yvan Muller im SEAT Leon TDI die FIA-Tourenwagen-Weltmeisterschaft – SEAT erkämpfte sich zudem den Konstrukteurstitel. Es waren die ersten Titel für die Marke in dem prestigeträchtigen Wettbewerb. Ein Jahr später konnte SEAT den Doppelerfolg sogar wiederholen. In der Rallye-Weltmeisterschaft holte die Marke zudem mit dem SEAT Ibiza Kit Car in der 2-Liter-Klasse von 1996 bis 1998 den Titel. Die Spanier entwickelten sich unter der Führung von Volkswagen bei Tourenwagenrennen und im Rallyesport zu einer festen Größe – dessen Erbe heute in der Marke CUPRA weiterlebt.
Gemeinsame Plattform und Zukunftsvisionen
Mit dem Modularen Querbaukasten (MQB) brachte der Volkswagen Konzern ab 2012 die Marken noch enger zusammen und lancierte eine gemeinsame Plattform für die Modelle. Für die SEAT S.A. bedeutete dieser Schritt mehr Spielraum in der Umsetzung neuer Modelle. Dadurch kann die Marke heute mit der größten Produktpalette seit Gründung vor über 70 Jahren eine breite Kundschaft ansprechen. Unter anderem ergänzen die drei starke SUV-Modelle SEAT Tarraco, Ateca und Arona das Programm, mit denen die Marke die aktuellen Bedürfnisse auf dem Markt bedient und wettbewerbsfähig aufgestellt ist.
Bei der „Future: Fast Forward“-Zukunftsstrategie des Volkswagen Konzerns spielt die SEAT S.A. eine zentrale Rolle – wodurch die Partnerschaft der beiden Unternehmen eine noch engere Verbindung erhält. Volkswagen plant – im Falle eines positiven Beschlusses über den PERTE-Antrag – Investitionen von gut zehn Milliarden Euro, um den Automobilstandort Spanien zu elektrifizieren. Die SEAT S.A. arbeitet maßgeblich an der künftigen „MEB Small“-Plattform mit, auf der ab 2025 die kleinen E-Fahrzeuge des Konzerns basieren sollen. Nach 40 Jahren gehen die Kooperationspartner somit neue Wege, um gut für die Zukunft der Mobilität aufgestellt zu sein. SEAT und die neu gegründete Marke CUPRA gehören dabei zu festen Größen im Volkswagen Konzern und werden den Wandel hin zur Elektromobilität prägen.